URAUFFÜHRUNGEN
BENJAMIN
Musiktheater in sieben Stationen
Auftragswerk der Staatsoper Hamburg
Uraufführung: 3. Juni 2018
Wiederaufnahme: 14. Oktober 2018
Musikalische Leitung: Peter Ruzicka
Yona Kim (Regie)
Heike Scheele (Bühne)
Falk Bauer (Kostüme)
Reinhard Traub (Light Design)
Eberhard Friedrich (Chordirektor)
Angela Beuerle (Dramaturgie)
Walter B. Dietrich Henschel
Asja L. Lini Gong
Hannah A. Dorottya Láng
Bertolt B. Andreas Conrad
Gershom S. Tigran Martirossian
Dora S. Marta Swiderska
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper
Sonderchor
Alsterspatzen
NEUPRODUKTION THEATER HEIDELBERG
Premiere: 9. Februar 2019
Musikalische Leitung: Elias Grandy/Julian Pontus Schirmer
Regie: Ingo Kerkhof
Bühne:: Anne Neuser
Kostüme:: Inge Medert
Chordirektion: Ines Kaun
Walter B.: Miljenko Turk
Asja L.: Yasmin Özkan
Hannah A.: Shahar Levi
Dora K.: Denise Seyhan
Gershom S.: James Homann
Bertolt B.: Winfrid Mikus
Chor, Extrachor und Kinder- und Jugendchor des Theaters und Orchesters Heidelberg
Philharmonisches Orchester Heidelberg
Weitere Aufführungen:
17. Februar 2019
7. März 2019
12, März 2019
22. März 2019
24. März 2019
8. April 2019
Pressestimmen
Gehetzt, doch nicht ohne Hoffnung
"Peter Ruzicka hat eine eindringliche Oper über Walter Benjamin geschrieben. An der Staatsoper in Hamburg erlebt sie nun ihre Uraufführung – mit imposanten Singstimmen."
6. Juni 2018
Link: Frankfurter Allgemeine - Bühne und Konzert
Mitreißendes Musiktheater an der Staatsoper
"Vom Premierenpublikum bejubelt: An der Staatsoper dirigierte Peter Ruzicka die Uraufführung seiner Oper „Benjamin"."
5. Juni 2018
Link: Hamburger Abendblatt
Hannah Arendt and Walter Benjamin Don’t Talk. They Sing.
"Dietrich Henschel as the doomed German-Jewish philosopher Walter Benjamin in Peter Ruzicka’s “Benjamin” at the Hamburg State Opera."
24. Juni 2018
Link: The New York Times - Critic’s Notebook
Im Gegenwind der Barbarei
"Peter Ruzickas neue Oper „Benjamin“ an der Staatsoper Hamburg uraufgeführt"
11. Juni 2018
Link: NMZ online
Wenn die Philosophie singt
"Das Leben eines Philosophen als Oper? Klingt gewagt. Peter Ruzicka dampft die Weltrevolution des Walter Benjamin auf der Opernbühne ein und transformiert sie ins Private. Großartig!"
4. Juni 2018
Link: Spiegel Online - Kultur
Vorwärts, und nichts vergessen
"Peter Ruzickas jüngste biografische Oper „Benjamin“ feiert an der Hamburgischen Staatsoper ihre umjubelte Uraufführung"
5. Juni 2018
Link: WELT kompakt - Hamburg
Uraufführung an der Staatsoper Hamburg
"Walter Benjamin für die Opernbühne adaptiert"
14. Juni 2018
Link: Osnabrücker Zeitung - Kultur
Das bewegte Meer ist kein Ausweg
"Eine Tat: Das Theater Heidelberg radikalisiert Peter Ruzickas Oper "Benjamin", indem die Inszenierung von Ingo Kerkhof Entsetzen und Verfremdung ..."
16. Februar 2019
PDF: Rezension Frankfurter Allgemeine Zeitung (Original-Link: FAZ)
Musiktheater mit Peter Ruzickas „Benjamin“ - In Heidelberg triumphiert endlich wieder eine ernstzunehmende Produktion
"Wenn Theorie zu Kunst wird"
11. Februar 2019
PDF-Datei: Rezension Mannheimer Morgen (Original-Link: Mannheimer Morgen)
Zerrieben zwischen Schriftstellerei und Flucht
"Preisverdächtig: Peter Ruzickas Oper "Benjamin" als Zweitaufführung in Heidelberg - Grandiose Gesamtleistung"
11. Februar 2019
Link: Rhein-Neckar-Zeitung - Kultur Regional (Archiv)
Weitere Informationen
https://www.theaterheidelberg.de/produktion/benjamin/
Was geht in Walter Benjamin vor, als er auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in einer Lichtung tief in den Pyrenäen jene Septembernacht allein verbringt? Er hat nichts bei sich außer seiner Aktentasche mit Manuskripten. Vor ihm erstrecken sich die Wälder, die ihn zur französisch-spanischen Grenze bringen sollen. Der rastlose Reisende und unermüdliche Grenzgänger, der Walter Benjamin in seinem Leben sowie seinem Denken und Schreiben stets war, steckt nun an einer existentiellen „Schwelle“ fest, in „einer Zone“ des gefährlichen Übergangs. Die Übergangsriten, „rites de passage“, die er in diesem nächtlichen Wald abhält, sind die des Lebens und des Todes. Und das Denken selbst wird zu einer Frage des nackten Überlebens; er kann bei der Morgendämmerung den ungewissen Weg durch den Wald weitergehen und die rettende Grenze nach Port Bou überschreiten, ohne gefasst zu werden. Doch die Flucht kann ebenso misslingen, und die Folge ist seine Auslieferung an die Nationalsozialisten, was den Tod bedeutet.
Kein dialektisches Denken, dem er sich zeitlebens mit aller Vehemenz und Skepsis zugleich verpflichtet hatte, wird je in der Lage sein, die unversöhnliche Gegensätzlichkeit dieser beiden Hypothesen zu synthetisieren. Der tiefe Riss, der sich hier auftut, ist der Raum, wo das Musiktheater BENJAMIN beginnt. Es ist ein labyrinthisches Spiel des Erinnerns und Vergegenwärtigens an der Schwelle des (Über-)Lebens, das keiner Logik der Chronologie oder der Ortseinheit gehorcht, sondern sich einzig und allein auf den Sog, ja, den Blutstrom des Vergegenwärtigten einlässt. Geschichtliche Begebenheiten, Lebensereignisse, Thesen und Menschen, reale wie fiktive, werden Walter Benjamin umkreisen, ebenso erratisch-irrlichternd wie zwingend-folgerichtig, und sie werden sich immer erneut miteinander verschränken. Denn es geht keineswegs darum, die Biographie von Walter Benjamin nachzuerzählen, es ist vielmehr der Versuch eines Musiktheaters, das in seiner Dramaturgie die magische Gangart seines radikal grenzgängerischen Denkens aufnehmen will, das kein abgeschlossenes Denkgebäude, kein Zuhause suchte, sondern das rastlose Reisen selbst war.
(Yona Kim)
FURIOSO
für Orchester (2018)
Uraufführung: 31. August 2019 Grafenegg
Tonkünstlerorchester
Leitung: Peter Ruzicka
Auftragswerk des Festivals Grafenegg
Die Idee zu meinem Orchesterwerk FURIOSO geht auf eine Anregung des Dirigenten Christian Thielemann zurück, der mich fragte, warum es in der Neuen Musik eigentlich keine Ouvertüren mehr gäbe. Ich erinnerte mich an meinen väterlichen Mentor Rolf Liebermann, der 1947 ein sehr wirkungsvolles Werk mit dem Titel «Furioso» komponiert hatte. Ein Kompositionsauftrag des Musikfestivals Grafenegg bot schließlich die willkommene Gelegenheit, diesen Gedanken zu verwirklichen. Der Werktitel FURIOSO erklärt sich selbst: es dominieren rasend schnelle, sich zunehmend verdichtende Gestalten und Bewegungen in Streichern und Pauken, wobei das vorgegebene Tempo durchaus an die Grenzen der Spielbarkeit führt. Heftige Einwürfe in den Bläsern verdichten die Szenerie. Die Musik erhält zunehmend turbulenten, sich überstürzenden Charakter. Ein kürzerer, eher ruhiger Mittelteil erinnert momentweise an eine Szene meiner letzten Oper BENJAMIN, für die eine breite Fächerung der Streicherstimmen charakteristisch ist. Schließlich eine Wiederaufnahme der anfänglichen Turbulenzen, diesmal übermalt durch additive musikalische Gestalten, die das Klangbild in ein neues Licht tauchen. In einer ekstatischen Verdichtung des Orchestersatzes, besonders der hohen Streicher, mündet «Furioso» in einen heftig abbrechenden Schluss.
P.R.
BENJAMIN SYMPHONIE
für Sopran, Bariton, KInderchor und Orchester (2018/19)
Uraufführung: 29. März 2019, Frankfurt, Hessischer Rundfunk
Lini Gong, Sopran, Thomas Bauer, Bariton
hr-Sinfonieorchester, Leitung: Peter Ruzicka
CD Neuerscheinung
Ruzicka: Gergei Nakariakov, Giuliano Sommerhalder Carolin Widmann, Vocalconsort Berlin
NEOS 11933 Erscheinungsdatum: 24. Mai 2019 |
Die 33. Musica-Viva-Folge dokumentiert ein fulminant gespieltes Konzert mit herausragenden Orchesterwerken jüngeren und älteren Datums, mit Ruzicka selbst am Pult. Es beinhaltet die Uraufführung von LOOP (2017), einem latent routiniert wirkenden Doppelkonzert für Trompete und Piccolotrompete, das von unruhig vorwärtstreibenden Bewegungsverläufen geprägt ist. Kein Vergleich zur aufregenden Vielschichtigkeit von ...INSELN, RANDLOS... (1994/95) im Dunstkreis von Ruzickas "Celan-Oper", hier mit einer fabelhaften Carolin Widmann. Die unterschiedlichen Klangsphären von Solovioline, Chor und Orchester durchdringen sich sublim oder stoßen sich heftig ab in den unterschiedlichsten Farbgebungen und stilistischen Idiomen. Auch in den furiosen FÜNF BRUCHSTÜCKEN (1984/87) begegnen abgründige Traditionsreflexionen, die nicht nur im Adagio-Ton des dritten Stücks Gustav Mahler auf den Plan rufen. Viele Orchesterkompositionen Ruzickas stellen Vorstudien zu späteren Opern dar, so auch FLUCHT (2014), dessen sechs "Passagen" die späteren Zwischenspiele der Oper BENJAMIN ankündigen.
Dirk Wieschollek, FONO FORUM 10/2019
LOOP
Konzert für Trompete (Flügelhorn), Piccolotrompete und Orchester (2017)
Uraufführung: 5. Oktober 2018, München, Herkulessaal, musica viva
Sergei Nakariakov. Trompete und Flügelhorn
Giuliano Sommerhalder, Piccolotrompete
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Peter Ruzicka
Auftragswerk des Bayerischen Rundfunks (musica viva)
In LOOP werden musikalische Gestalten fortlaufend überschrieben. Ihre Konturen verändern sich zunehmend. Es ist ein rotierendes „Weiterdenken“, das auf Differenz und Wiederholung beruht. Die beiden komplementären Solopartien von Trompete und Piccolotrompete nehmen die Rolle von „Erzählern“ ein. Sie kommentieren den Orchesterpart, widersprechen ihm, führen durch den musikalischen Verlauf. Immer wieder werden Grenzen der Spielbarkeit erreicht, in denen die Virtuosität der beiden Solisten gleichsam „ausgestellt“ wird. LOOP ist in der unmittelbaren Folge nach meiner Oper BENJAMIN entstanden und erscheint bisweilen wie ein Nachklang zu dieser Partitur.
P.R.
STILL
Memorial für Posaune und Kammerensemble (2016)
Uraufführung: 15. September 2017, Konzerthaus Blaibach
Frederic Belli, Posaune
Ensemble risonanze erranti
Leitung: Peter Tilling
"...POSSIBLE-A-CHAQUE-INSTANT"
7. Streichquartett (2016)
Uraufführung: 7. Mai 2017, Hamburg (Elbphilharmonie)
Minguet Quartett
Der Titel verweist auf einen Gedanken von Paul Valéry zum künstlerischen Schaffensprozess, der mich seit langem beschäftigt: „Vielleicht wäre es interessant, einmal ein Werk zu schaffen, das an jedem seiner Knotenpunkte zeigen würde, wie Verschiedenartiges sich dort dem Geiste darbieten kann, bevor er daraus eine einzige Folge wählt, die dann im Text vorliegt. Das hieße: an die Stelle der Illusion einer einzigen, das Wirkliche nachahmenden Bestimmung diejenige des ‚In-jedem-Augenblick-Möglichen‘ setzen.“ Eine solche reflexive Beobachtung setzt für mich Beethovens Streichquartett op. 131 frei, ein singuläres Werk, das beständig auf einen „Möglichkeitshorizont“ verweist. In meinem 7. Streichquartett vermeide ich eindeutige Kontinuitäten und spreche vielfach in Möglichkeitsform über „Fragmente aus der Zukunft“. Das Stück zielt auf eine kompositorische Selbsterfahrung, die nicht auf die Totalität der Komposition abzielt, sondern ihren prozesshaften Verlauf spiegelt.
P.R.
MNEMOSYNE
Erinnerung und Vergessen
für Sopran, 18 Streicher und Schlagzeug (2016)
Uraufführung: 5. Mai 2017, Bremen (Glocke) + 6. Mai 2017, Hamburg (Elbphilharmonie)
Sarah Maria Sun, Sopran
Die Deutsche Kammerphilharmonie
Leitung: Peter Ruzicka
MNEMOSYNE für Sopran, 18 Streicher und Schlagzeug aus dem Jahre 2016 basiert auf Fragmenten des späten Hölderlin.Texte der „Mnemosyne“, jener dunklen Beschwörung von Vergänglichkeit und Ewigkeit, hatten schon meinem 6. Streichquartett ERINNERUNG UND VERGESSEN aus dem Jahre 2008 zugrunde gelegen. Das neue Stück greift noch weiter aus, sowohl was den textlichen Vorwurf anbelangt als auch durch die Einbeziehung eines Streichorchesters mit Schlagzeug: Musik über Musik, die tief zurück in mein musikalisches Denken blickt, indem Vergangenes in der Zone zwischen Vergessen und Erinnerung durch Umkreisen, Durchdringung und Aneignung vergegenwärtigt wird.
P.R.
CD Neuerscheinung
CLOUDS 2
NEOS CD 11808
Ruzicka:
CLOUDS 2 -
"...POSSIBLE-A-CHAQUE-INSTANT, 7. Streichquartett
Minguet Quartett
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Dirigent: Peter Ruzicka
Unter der Rubrik "Unsere CDs des Jahres" stellen die Rezensenten des Fono Forum ihre Favoriten vor. Dirk Wieschollek schreibt über NEOS 11808: "Spannende Mischungen kammermusikalischer und orchestraler Texturen sowie ein Non plus Ultra von Streichquartett."
crossing the border
NEOS CD 11521
Peter Ruzicka
...JE WEITER ICH KOMME, UM SO MEHR FINDE ICH MICH UNFÄHIG, DIE IDEE WIEDERZUGEBEN...
"...DER DIE GESÄNGE ZERSCHLUG", Stele für Paul Celan für Bariton und Kammerensemble
...ÜBER DIE GRENZE, Konzert für Violoncello und Kammerorchester
STURZ, Streichquartett Nr. 5
oenm - Österreichisches Ensemble für Neue Musik
Dietrich Henschel, Bariton
Peter Sigl, Violoncello
Dirigent: Johannes Kalitzke
Erscheinungsdatum: 01.09.2016
Label: NEOS 11521
SONATA PER CONTRABBASSO
(Einrichtung der SONATA PER VIOLONCELLO für Kontrabass von Heiko Maschmann)
Uraufführung: 9. Januar 2017, Kiel Opernhaus Heiko Maschmann
Habakuk Traber
Nach-Zeichnung
Peter Ruzicka. Eine Werkmonographie
Peter Ruzicka verfügt über viele Begabungen – wissenschaftliche, sprachliche, leitende und gestaltende. Im Mittelpunkt steht seine schöpferische Leidenschaft, das Komponieren. Diese Monographie konzentriert sich auf seine musikalischen Werke. Sie versucht, den Weg des Künstlers von seiner „Sprachfindung" und seinen frühen Erfolgen bis in die aktuelle Gegenwart nachzuzeichnen. Ruzickas Schaffen gab dabei selbst die Gliederung des Buches vor. Die Darstellung folgt weder nur der Chronologie, noch allein einer Systematik der Gattungen. Die beiden Hauptwerke, die Opern CELAN und HÖLDERLIN, bilden gleichsam die Brennpunkte einer Ellipse, in deren Spannungsfeld die Topographie von Ruzickas Komponieren exemplarisch durchschritten wird. Biographische Aspekte fließen dort mit ein, wo sie sich mit der Musik notwendig verschränken.
Wolke Verlag Hofheim 2013, 264 S., Notenbeisp.
Der vorliegende Band setzt den Schwerpunkt auf Ruzickas musikalisches Schaffen, wobei seine Lebensumstände immer insoweit berücksichtigt werden, als sie mit Idee und Entstehungsprozess der Werke verknüpft sind. Man merkt Trabers gehaltvollen und sprachlich geschliffenen Darstellungen von Werkideen und Schaffensprozessen, seinen Musikbeschreibungen und - analysen die genaue Kenntnis von Ruzickas Oeuvre an, aber auch der Sekundärliteratur zu Ruzickas Musik. Die offensichtliche Empathie des Autors gegenüber seinem Gegenstand wird jedoch nicht zur reinen Hagiographie. Was so letztlich entsteht, ist das treffende Bild Ruzickas als eines Komponisten, dem es stets um die Sprachfähigkeit der Musik zu tun ist, und dem es zum anderen nichts ausmacht, in ständiger Auseinandersetzung mit dem überreichen Traditionsbestand "Musik über Musik" zu schreiben.
Gerhard Dietel, Neue Zeitschrift für Musik 1/2014
CLOUDS 2
für Streichquartett und Orchester (2013/14)
Uraufführung: 20. Juni 2015 Linz "Festival Neue Musik"
Minguet Quartett
Brucknerorchester Linz
Leitung: Peter Ruzicka
Weitere Aufführung:
3. September 2015, Bukarest "George Enescu Festival"
Solartis Quartett
Philharmonie "George Enescu"
Leitung: Peter Ruzicka
CLOUDS ist ein „work in progress“, nunmehr in der dritten, wesentlich erweiterten Fassung, in der ein Streichquartett dem groß besetzten Orchester solistisch gegenüber steht. Nach der rein orchestralen Fassung, die bei der Uraufführung beim Rheingau Musikfestival 2012 stattfand, geht es mir darum, hierdurch eine zusätzliche Ebene in die musikalische Architektur des Stücks einzuziehen. Es sind dies Momente der selbstbeobachtenden Kontemplation wie der entwickelnden Variation.
Meine Musik begibt sich auf die Suche nach einem imaginären fernen Klang, dem sie nahekommt, ohne ihn je vollends zu erreichen. Der Weg führt durch Klangwolken: kristalline musikalische Gestalten, die in unterschiedlicher Formung und Dichte den Blick zu versperren scheinen. Ein mehrfacher heftiger Ausbruch des ganzen Orchesters überdeckt die Klangrede. Schließlich werden Felder der Erinnerung an Vergangenes betreten. Zunehmend fragile, musikalisch übermalte Gestalten säumen den Weg. Und allmählich scheint die Musik zurückzukehren…
P.R.
Enescu & Ruzicka: Zwei Ersteinspielungen
Mit der Deutschen Radio Philharmonie, dem NDR Chor und dem Tenor Marius Vlad dirigiert Peter Ruzicka die Deutsche Erstaufführungen der 5. Sinfonie von George Enescu für Tenor, Frauenchor und Orchester aus dem Jahr 1941 und "Isis", ein symphonisches Adagio. Die zwei Werke des Rumänen George Enescu, die in keine Schublade passen, existierten nur als Particell. In den 90ern wurden sie von Pascal Bentoiu ausgearbeitet und instrumentiert, so dass ihm wohl in hohem Maße eine Co-Autorenschaft zuzuschreiben ist. In "Isis", einem symphonischen Poem für Frauenchor und Orchester, sind die wohlklingenden Frauenstimmen wie Instrumente ins Orchester integriert. Die fünfte Symphonie ist mit gesteigerter Musikerzahl klangstark und folkloristisch getönt. Fesselnd! Aber „trotz des Einsatzes eines groß besetzten Orchesters erreicht Enescu hierbei durchweg eine fast kammermusikalische Transparenz. Subtilste Klangabmischungen stellen eine besondere Spannung zwischen der Komplexität des musikalischen Augenblicks und der unbestimmten Erwartung des Kommenden her. Enescus „tönend bewegte Formen" verbinden sich zu einer gleichsam unendlichen Melodie, die später, im vierten Satz, noch die menschliche Stimme hinzutreten lässt. Die Vertonung des Gedichtes von Eminescu erscheint wie von Ferne herüberzuklingen und ist doch geprägt durch ihre klangliche Verwobenheit mit einem höchst farbenreichen Orchesterpart, der musikalische Gestalten der früheren Sätze wieder aufgreift." (Peter Ruzicka)
Quelle: www.jpc.de (Stand: 23.06.2014)
Enescu: Sinfonie Nr. 5
+ Isis
Marius Vlad (Tenor)
Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken/Kaiserslautern
NDR Chor
Peter Ruzicka (Leitung)
cpo 777823-2
BARTÒKS BRUDER
Wichtiger als sämtliche Mahler-Remakes der letzten Jahrzehnte: Peter Ruzicka mit George Enescus Fünfter von 1941
George Enescus Fünfte (1941) liegt im Particell vor, zwei Drittel des Kopfsatzes hat er selbst instrumentiert, den Rest besorgte Pascal Bentoiu auf derart beeindruckende Art, dass das Wort ‚kongenial‘ fast einer Beleidigung gleichkäme. Atemraubend auch, wie die Interpreten Enescus Musik erfassen, diese Landschaften im Abendlicht mit tief glühenden Farben, langen Schatten, untergründig raunenden Stimmen. Leidenschaftlicher, hingerissener Abgesang auf eine Welt, deren geistige Essenz die sinnliche Schönheit ist. Isis (1923), ebenfalls unvollendet, benutzt die gleichen Beschwörungsformeln. Enescu war modern, aber nicht avantgardistisch im akademischen Sinne, kein Konstrukteur, sondern ein Naturereignis. Seine Schöpfungen sind von absoluter Singularität, ohne Vorbilder, ohne Nachfolger. Höchste Zeit, dass wir ihn endlich als Bartóks Bruder erkennen.
concerti Juli/August 2014 - Volker TarnowEine bessere und stilgetreuere Interpretation dieser Werke lässt sich kaum vorstellen. Die Einspielung der Werke durch die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken ist eine wahre Entdeckung und eine Tat, die Peter Ruzicka zu danken ist. Sie stellt dem Orchester ein bestes Zeugnis aus.
Fono Forum - September 2014 (Stern des Monats) - Giselher Schubert
Weitere Enescu-Weltersteinspielung mit Ruzicka
Unsere erste Enescu-CD wurde schon von FonoForum als „Empfehlung des Monats“ ausgezeichnet: "Eine bessere und stilgetreuere Interpretation lässt sich kaum vorstellen. Die Enescu-Einspielung mit der Deutschen Radio-Philharmonie und Peter Ruzicka ist eine wahre Entdeckung." Die vorliegende, auch von Ruzicka geleitete Aufnahme ist – wie schon die 5. Symphonie D-dur (cpo 777 823–2) – die Weltersteinspielung. Sie unterstreicht nachdrücklich Enescus Rang als eines großen Symphonikers des 20. Jahrhunderts. Nichts mehr an seinen späten Symphonien erscheint uns rumänisch. Und doch ist dieses Idiom auf subtile Weise präsent. Enescu verwendet vielfach die alten Kirchentonreihen, und zwar die auf der byzantinischen Tradition fußenden Skalen, und kombiniert sie mit den geläufigen Tonarten des Dur-Moll-Systems. Häufig anzutreffen sind bei ihm Intervalle, die wie Sekunde, Quarte und Septime von der klassischen Harmonielehre verteufelt, von rumänischen Volksmusikern aber geliebt wurden. Viel später komponierte Enescu in Paris die Kammersymphonie Opus 33 für zwölf Soloinstrumente, sein letztes Werk. Es besitzt in jeder Hinsicht testamentarischen Charakter des mittlerweile erkrankten Komponisten. Die Instrumentation ist ausgedünnt, das musikalische Material einer absoluten Vereinheitlichung unterworfen, die vier Sätze entsprechen vage den Formteilen des klassischen Sonatensatzes, folgen ungefähr wie Exposition, Durchführung, Reprise und Coda aufeinander. Und im dritten Satz hört man mit seinem Lamento der Trompete, anfänglich ‚Adagio funebre’ betitelt, Enescus bitteres Lebensresümee auf eindringliche Weise.
Source: www.jpc.de (as of: 20.7.2015)
Enescu: Symphonie Nr.4 e-moll
+Nuages d'Automne sur les Forets; Kammersymphonie op. 33
NDR Radiophilharmonie
Dirigent: Peter Ruzicka
cpo 777 966-2
Ein Jammer, dass George Enescu seine vierte Sinfonie (1934) und die Tondichtung "Nuages dautomne sur les forets" (1935) nicht vollendete. Welch eine kraftvolle, ideenreiche Musik, welch herrliche Farben und Stimmungen einer impressionistisch durchtränkten Spätromantik! Zum Glück haben wir achteinhalb fertige Minuten der Tondichtung, ehe sie unvermittelt abbricht. Zum Glück wurde die Orchestrierung des zweiten und dritten Satzes der Sinfonie durch Pascal Bentoiu komplettiert. Ein Glücksfall auch, dass sich mit Peter Ruzicka ein Musiker dieser bislang ungehobenen Schätze angenommen hat, der von der Materie erkennbar fasziniert ist. Mustergültige Interpretationen!
*****/*****
FONOFORUM November 2015 (afri)
Der aus Rumänien stammende, lange in Paris lebende Komponist George Enescu wird zumeist in die Schublade der modernen Folkloristen gesteckt. Dass sein Musik jedoch mehr zu bieten hat, zeigen Peter Ruzicka und die NDR Radikophilharmonie eindrucksvoll mit selten gespielten Werken.
Ruzicka, selbst Komponist, bringt Enescus Sinfonie Nr. 4 mit analytisch klarem Blick, kraftvoll und plastisch, klangsinnlich und gestisch ausgefeilt, ohne sich in expressivem Muskelspiel zu verlieren - dafür bei Bedarf in aufregend schrundigen Klanggestalten. Die orchestralen Farbnuancen und Klanggruppen sind organisch austariert, die Spannkraft wird aufgrecht gehalten. Das wie skizziert wirkende, kurze Stimmungsstück "Nuages d'Automne sur les forets" entfaltet unter Ruzicka verblüffenden Farbreichtum, die konzentrierte Musiksprache der Kammersinfonie stellt er transparent heraus, mit pointierten Gestalten, die sich selbst in Frage zu stellen scheinen. Stilsicher!
concerti, Oktober 2014 (Eckhard Weber)